5.3.07

Eine unglaubliche Geschichte

Es begab sich aber zu der Zeit, dass Kaiser Florian Herrscher über die ganze bekannte Welt war und Hans, den Statthalter von Kinzenbach, schickte, damit dieser aller Bäume im Kinzenbacher Wald zählen ließe.
Also zog Hans seinen Hut und die Hose mit den Hosenträgern an, setzte sich auf seinen Roten Trekker, nahm die Pfeife in den Mund, entzündete sie, und fuhr los. Es war ein schöner Tag: Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und es war eine wahre Freude, die Ländereien von Kinzenbach zu durchqueren. Mal kam er an der alten Kastanie vorbei, mal machte er eine Pause und aß ein Butterbrot, mal nahm er Wanderer auf seinem Anhänger mit.



Nach einiger Zeit erreichte er den Wald, und da es schon dämmerte, schlug er sein Lager unter einer großen Eiche auf, sammelte ein wenig Holz für den nächsten Tag, mit dem er ein Feuer für Kaffee und gebratenen Speck zu machen gedachte, und ging früh schlafen, damit er ausgeruht an die Arbeit gehen könnte.
Als er am nächsten Morgen aufwachte war es noch recht kühl, also entfachte er geschwind ein prasselndes Feuer und machte sein Essen. Nach dem Frühstück war es schon wesentlich wärmer, und so packte Hans seine Sachen zusammen und begann mit der Arbeit. Den ersten Teil seiner Aufgabe konnte er noch von seinem Trekker aus ausüben. Doch bald standen die Bäume zu dicht, desshalb musste Hans seinen Trekker abstellen und zu Fuß weitergehen.
Nach einiger Zeit kam er in den dunkelsten Teil des Waldes und Hans wusste, welche schreckliche Gerüchte über den sogenannten "Tannen der Heuchlerei" im Umlauf waren.
Allerdings ist Hans von Hause aus eine Frohnatur, deshalb konnte er auch diese Baumgegend betreten, eine mulmiges Gefühl blieb ihm trotzdem.
Als Hans gerade den 21ten Baum des 24 Abschnitts zählen wollte, hörte er Geräusche im Unterholz. Er blieb stehn, ging einige Schritte zurück, bis er mit dem Rücken an einen Baum stieß.
Er schaute sich um, und urplötzlich sah er von allen Seiten dunkle Gestalten auf ihn zukommen. Da in diesem Teil des Waldes kaum ein Sonnenstrahl den Boden erreicht, dauerte es sehr lange, bis Hans sie erkennen konnte, doch als es soweit war, stieß er einen Angstschrei aus.
Er erblickte über ein Dutzend der schlimmsten Kreaturen: " Es sind tatsächlich Heugks", dachte Hans. Er erkannte sie sofort aus den alten Geschichten seines Großvaters wieder: Die gekrümmte Körperhaltung, die grau-braune, vernarbte Haut, die Haare, die überall am Körper wuchsen, die gelben, schiefen Zähne und die zerschlissene Kleidung ließen keinen Zweifel bestehen. Jede der Gestalten war bewaffnet, einige hatten Messer, einige hatten verrostete Äxte und eine der Heugks, es schien der Anführer zu sein, trug ein stark verschmutztes Schwert. "Also sind die Geschichten doch wahr, die Geschichten von den Heuchelheimern, die vor zig Generationen in den Wald gegangen sind, um von unschuldigen Reisenden und von Aas zu leben", flüsterte Hans vor sich hin.
Der vermeintliche Anführer erhob die Stimme: "Was treibst du hier, in unserem Wald, Kinzenbacher?"
Hans erwiderte: "Euer Wald? Heuchelheim hat keinen Wald! Ich wurde von Kaiser Florian gesch..." "Kaiser Florian? Kaiser Florian hat keine Macht über diesen Teil des Waldes. Kaiser Florian hat auch kein Interesse an uns. Sein Semi-Urgroßvater war es schliesslich, der uns aus Heuchelheim vertrieben hat."
"Zu recht!", erwiderte Hans, "Der Großteil der Heuchelheimer ist von Grund auf böse!"
"Hört auf zu reden", rief ein kleinwüchsiger Heugk mit einem auffällig kleinen Kopf, "Ich will Menschenfleisch!"
Die anderen Heugks schienen genauso zu denken. Ein weiterer von ihnen kam aus der Dunkelheit hervor. Er hatte drei Arme, und so fiel es ihm nicht schwer, gleichzeitig Hans' Hände festzuhalten und im ein Messer an die Kehle zu halten.
"Dein letztes Stündlein hat geschlagen", sagte er, und besprühte Hans' Gesicht dabei mit Speichel, welcher Löcher in dessen Haut ätzte.
"Wir werden dich im eigenen Saft braten."
Hans schloss die Augen, er wartete auf den sicheren Tod

Fortsetzung folgt...

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